Zahlreiche Besucher folgten der Einladung zum Thema „Mobil, gut vernetzt, flexibel – Mobilität im ländlichen Raum als Standortfaktor“ in das Mehrgenerationenhaus nach Eschershausen, zu der die Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Niedersachsen, im Rahmen der Reihe „Niedersachsen: Unser Land. Starke Regionen“ einlud. Das Interesse an Information und Diskussion war groß.

"Ein funktionierender Busverkehr hat viel mit Lebensqualität zu tun", sagte Sabine Tippelt, MdL in ihrer Einführungsrede. Im Mittelpunkt der Planungen für den ÖPNV müssten sowohl die Bedürfnisse älterer Menschen als auch die der Berufspendler und Auszubildenden berücksichtigt werden. "Das Thema Mobilität stellt uns vor große Fragen, auf die wir eine Antwort finden müssen", sagte Tippelt weiter.
Im Anschluss an die einführenden Worte der Landtagsabgeordneten übernahm Prof Dr.-Ing. Winrich Voß von der Leibniz Universität Hannover die Moderation des Abends. Zu den weiteren Gesprächspartnern auf dem Podium gehörten Friedrich Mönkemeyer, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr im Landkreis Holzminden, Frau Prof. Dr.-Ing. Birgit Franz von der HAWK Holzminden und der Geschäftsführer der Regionalbus Braunschweig GmbH, Toralf Müller.
Frau Prof. Dr.-Ing. Franz berichtete von praktischen Beispielen anderer Kommunen und wie diese mit ähnlichen Sorgen umgehen. Gemeinsam mit ihren Studenten hat sie bereits zahlreiche Untersuchungen zum Strukturwandel im ländlichen Raum durchgeführt und konnte anhand dieser auch Lösungsansätze präsentieren.
Friedrich Mönkemeyer verwies während der Diskussion darauf, dass zum Beispiel eine Fahrt über 15 Kilometer von Eschershausen nach Bodenwerder stolze 45 Minuten dauert. Andere Verbindungen nach Hameln oder Alfeld sind nur mit Umstieg und Wartezeiten möglich. Als Problemursache nannte Mönkemeyer vor allem die Barrieren zwischen den Konzessionsgebieten. Eine Idee, die auf viel Zuspruch im Publikum stieß, hatte der SPD-Politiker auch noch parat. Da zumindest der Busverkehr zu großen Teilen bereits durch Kreis- und Landesmittel finanziert wird, müsse man darüber nachdenken, auf ein Fahrgeld ganz zu verzichten, so Mönkemeyer.
Toralf Müller, RBB-Geschäftsführer, hatte dann auch noch eine gute Nachricht: Es wird ein Niedersachsentarif eingeführt, und in seinen Bussen werde das Niedersachsenticket ab dem Jahreswechsel akzeptiert. „Wir dürfen es zwar noch nicht verkaufen, aber daran arbeiten wir noch“, so Müller.
Zum Abschluss griff Sabine Tippelt eine Anregung aus dem Publikum auf. Ein Zuhörer verwies darauf, dass es 2006 einen "Verkehrstag" gegeben habe, bei dem verschiedene Bahn-Unternehmen sich zusammengesetzt hätten, um Abstimmungsprobleme zu diskutieren und zu beseitigen. Eine ähnliche Aktion sei für den ÖPNV ebenfalls denkbar. Die Landtagsabgeordnete versprach, sich für eine solche Veranstaltung einzusetzen.

Das Thema „Mobilität im ländlichen Raum“ nimmt auch in den „Leitlinien sozialdemokratischer Kreispolitik 2011 – 2016“ für den Landkreis Holzminden einen hohen Stellenwert ein. Hier heißt es u. a.: „….Damit alle Generationen den eigenen Wünschen entsprechend mobil sein können, werden wir dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eine nachfragegerechtere und effizientere Struktur geben. Ein guter ÖPNV wird dazu führen, dass die Bürgerinnen und Bürger Arbeitsplätze in anderen Orten besser erreichen und Fachkräfte einpendeln können. Der ÖPNV muss bedarfsgerecht, kostengünstig und bequem werden. Zudem setzen wir uns für mehrspurige Bundesstraßen (2+1) ein. Wir finden, die Anbindung an Hannover und Göttingen muss besser werden. …“